Bolliger Bäckerei
Chronik
1903 Am 1. Oktober wurde die Bäckerei von Julius Bolliger-Hug (1873-1946) Bäckermeister, gegründet und allein mit seiner Frau betrieben. Das Haus gehört noch der Unternehmerfamilie Gubelmann. Die Backstube und der Laden befinden sich im Untergeschoss. Das Brot wird in die Haushalte geliefert.
1908 Der Betrieb wird von Handarbeit auf den Einsatz von elektrischen Geräten umgestellt.
1930 Wird der erstes Bäckerlehrling im Betrieb ausgebildet.
1932 Fritz Julius Bolliger (Bäckermeister) übernimmt von seinem Vater die Bäckerei.
1940 Erhält die Backstube einen neuen Ofen (Dampf). Bis in dieses Jahr erfolgt die Brotlieferung mit Hundegespann.
1954 Fritz Bolliger-Zingg (*1901 †1977), Bäckermeister in Unterwetzikon ist als Friedensrichter gewählt.
1962 Fritz Konrad Bolliger (Bäckermeister) in 3. Generation und Margrit Bolliger übernehmen die Bäckerei. Sie beschäftigen 7 Mitarbeiter in der Backstube und 5 Angestellte für den Laden. Neben seiner Arbeit ist Fritz Bolliger manches Jahr als Berufsschullehrer tätig.[1]
1977 Fritz K. Bolliger kauft den elterlichen Betrieb.
2000 Fritz Bolliger (*4. Februar 1936†24. September 2016) übergibt den Betrieb seinem Sohn Jürg und Schwiegertochter Charlotte. Sie führen seither das Ladengeschäft in Wetzikon zusammen mit ihrem eigenen Betrieb in Hinwil. Dort befindet sich heute auch die zentrale Backstube. Neben sieben ausgelernten Bäckern arbeiten drei Lehrlinge in der Produktion. Beide Ladengeschäfte sind ab sechs Uhr geöffnet und fünf Verkäuferinnen und zwei Lehrtöchter besorgen die Kundenbedienung.
2003 Die Bäckerei Bolliger verlegt die Backstube nach Hinwil und feiert gleichzeitig das 100-jährige Bestehen.
2004 Grosser Umbau in Wetzikon mit Laden und Office.[1]
2013 Die Bäckerei lanciert mit dem „Bougel“ ein neues Gebäck. Das quadratische fritierte Gebäck aus einer Art Brioche-Teig hat eine Füllung aus Vanillecreme und eine rosa Zuckerglasur auf der Oberseite.[2]
2023 Im März übernehmen Martina und Lukas Küng die beiden Bäckereien in Unterwetzikon und Hinwil als neue Geschäftsinhaber. Mit der Übernahme erfolgt auch einen Namenswechsel in Maluus's Bakery.[3]
Am 26. August ist die Filiale zum letzten Mal geöffnet. Das Ehepaar Küng stellt die Geschäftstätigkeit überraschend ein.[4][5]
Reformhaus F. Bolliger
Reformartikel hatte Bäcker Bolliger schon einige Jahre, als 1949 Otto Hasler neben der Apotheke Raths, Bahnhofstrasse 20 einen eigentlichen Reformladen eröffnete.[6]
Siehe auch
Erinnerungen von Jürg Schoch
Rückblick
Von August 1998 bis August 2001 absolvierte ich die Bäcker-/Konditor-Lehre in der Bäckerei Bolliger in Wetzikon. Ich mag mich noch gut an Fritz Bolliger erinnern, der zwar streng, aber immer fair war. Wir hatten immer Freude, wenn wir als Lehrlinge am Morgen früh direkt Gipfeli etc. verkaufen konnten aus dem Produktionsraum im Untergeschoss. (Links in Richtung Hauptstrasse im Untergeschoss befand sich die Konditorei bzw. dort wurden Konditorei-Artikel (Berliner/Torten) produziert). Was mir zumindest lange nicht klar war, dass die (meistens Frauen) jeweils vom Nachtclub kamen, welchen es damals noch gab im Obergeschoss gegenüber des Gemeindegebäudes und diese wohl auf dem Heimweg waren. Im grösseren Raum befand sich die Bäckerei -Produktion und der Backofen. Im Kühlraum (unterhalb des Verkaufsladens ca.) befand sich die Ausrollmaschine und Kühlgeräte. Die Berufsschule für Bäcker-Konditor war in Winterthur (Rosthaufen), welcher dann umgebaut worden war und danach Silbergarten hiess. Im oberen Teil hinter dem Verkaufsladen wurden jeweils Sandwiches hergestellt. In der Konditorei wurden die Birchermüesli für die Kanti-Schüler hergestellt, Quarkinis, Berliner, Torten etc. Im Nebengebäude auf der rechten Seite (in Blick zum Verkauflsaden-Eingang) befand sich im Untergeschoss das Lager mit Konserven, Getränken usw.[7]
Anekdoten
- Wir stellten sogenannte Schlagcreme her in grossen Mengen, welche man für z.B. Wähenguss etc. benötigte. Daher stellte mein Oberstift diesen Kessel auf den Gasherd und erwärmte ihn. Den Inhalt musste man mit einem grossen Mixer verrühren und diesen grundsätzlich festhalten. Das Experiment „das geht auch ohne festhalten des Mixers“ ging aber in die Hose und ca. 20 Liter dieser Creme kippten um und so waren die Bestellungen (welche meistens in Kistchen vorbereitet waren (am Boden) durchnässt und unter den Produktionstisch floss die ganze „Sosse“. Als Fritz Bolliger hereinkam, war es uns natürlich super peinlich. Obwohl er sich ärgerte blieb er meist ruhig und forderte einfach jeweils, dass wir das hinkriegen bis er (wohl ca. um 6 Uhr jeweils) liefern ging.[7]
- Ein weitere Mal produzierte eine Mitarbeiterin eine Kirschtorte (die Flasche Kirsch) stand meistens weit oben im Regal und die Mitarbeiterin war nicht die Grösste, so rutsche die Flasche ab und ging zu Bruch am Boden, die ganze Backstube roch nach Kirsch und die ersten Kunden am Morgen fragten im Ober- bzw. Erdgeschoss nach, weshalb es so nach Kirsch oder Alkohol rieche.[7]
- Natürlich war es damals auch nicht unüblich die Lehrlinge ein bisschen zu veräppeln. So sagte ein Mitarbeiter zum Lehrling, bitte geh zur Bäckerei Kofler (die war ja an der Bahnhofstrasse) und hole mal die Pastetli-Pumpe. Die Mitarbeiter mussten sich alle beherrschen, dass sie vor lachen nicht platzten. So ging also der damalige Lehrling los, kehrte aber nach einigen Metern wieder um und wir glaubten er habe es durchschaut. Da lagen wir aber falsch er fragte: „Wie denn diese Pastetli-Pumpe aussehe?“ Wir erklärten ihm, dass diese in Form einer Velo-Pumpe aussehe und so ging er dann los zur Bäckerei Kofler. Nach rund 10 Minuten kehrte er zurück. Seine Worte waren: „Ob es uns langweillig sei, dass wir unseren Lehrling verarschen“. Vermutlich konnten sich die Mitarbeiter des „Koflers“ auch kaum mehr halten, aber wir fanden halt auch, dass man im 3. Lehrjahr (ich war damals bereits Angestellter) schon wissen sollte wie Pastetli aufgehen. (Daher Wasserdampf bzw. den diversen Schichten des Blätterteigs).[7]
- Ich mag mich auch gut an Anfangs Jahr erinnern als ich noch im 1. Lehrjahr war, zu Neujahr war es damals üblich, dass man halbierte Schweinehälften im Ofen briet. So kam ich eines Morgens frisch fröhlich (ich musste glaube ich jeweils um 3 oder 4 Uhr beginnen) und ging in den Kühlerraum, der jeweils relativ dunkel war. So kam ich rein und erschrak, weil dort eine halbe Sau lag und ich das ja nicht wusste und dies um Morgens um 4 Uhr.[7]
- Damals musste man noch kompliziert programmieren, wann der Ofen betätigt werden konnte und wann er heizen soll etc. So programmierte man grundsätzlich, dass der Ofen zirka um Mitternacht anfängt zu heizen und um 12 Uhr Mittags wieder abstellt. Diese Tatsache wurde mir an der LAP zum Verhängnis, weil man nicht daran dachte, dass man das umprogrammieren muss, wenn die LAP von ca. 8:30 Uhr ging und um 16 Uhr endete. So wurden einige Produkte mit rund 150 Grad anstatt rund 200 Grad gebacken.[7]
Fotos
Weblinks
- www.beck-bolliger.ch Webauftritt Bäckerei Bolliger (abgerufen am 20. Januar 2013 ─ archiviert)
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 Internet, Website Bäckerei Bolliger
- ↑ regio 14. November 2013
- ↑ regio 13. Juli 2023
- ↑ Offizielle Website Maluu's Bakery, aufgerufen am 25. August 2023
- ↑ ZO 30. August 2023
- ↑ Aufzeichnungen alt Chronist Werner Altorfer im Archiv Ortsgeschichte Wetzikon
- ↑ 7,0 7,1 7,2 7,3 7,4 7,5 Jürg Schoch, ehemaliger Angestellter bei der Bäckerei Bolliger (Lehre 1998-2001).