Asylwesen (Flüchtende)

Aus Wetzipedia

Chronik

Bis 1945

1940 Im Juni überschreiten im Doubs-Knie drei fanzösische Batallione vom Elsass her die Schweizer Grenze und finden Zuflucht vor den Deutschen. Sie setzten sich aus einem verbliebenen Rest von 350 Offizieren, Unteroffizieren und Soldaten zusammen. Nach einem Zwischenaufenthalt in Neuenkrich trifft die Truppe in der Nacht zum 17. September in Wetzikon ein, und bleibt für vier Monate in der ehemaligen Spinnerei Medikon einquartiert. Die Internierten kehren Ende Januar 1941 in ihre Heimat zurück.[1]

1943 Italienische Geflüchtete erreichen Wetzikon. Der Frauenverein sammelt Kleider, Schuhe und Wäsche und setzt sich für Hilfen ein.

1944 Das Rote Kreuz ruft zur Internierten- und Flüchtlingshilfe auf.

1945 Russische Geflüchtete kommen in die Schweiz. Auch in Wetzikon werden solche beherbergt und betreut.

1945–2000

1980 Geflüchtete Kambodschaner finden in Wetzikon Aufnahme.

1988 Der Kanton weist Wetzikon im Sommer die ersten türkischen Kurden zu. Für kurze Zeit finden die 17 Geflüchteten Unterkunft in der Zivilschutzanlage Spitalstrasse 22 beim Alterswohnheim. Mitte November können sie im leerstehenden Pfarrhaus in Kempten sowie in einem nicht benützten Saisonnier-Haus der Firma Jules Egli AG einquartiert werden.[2]

Das Sozialamt ist durch die Mehrarbeit überlastet. Auf einen Hilferuf in der Lokalzeitung Zürcher Oberländer vom 17. Oktober melden sich Freiwillige zur Mithilfe in der Betreuung. Alt Sekundarlehrer André Matthieu erteilt im Kirchgemeindesaal Kempten Deutschunterricht. Kleider- und Möbelgeschenke aus der Bevölkerung nimmt man dankbar entgegen.[3]

1989 Ende Dezember wird der Wohnraum für die inzwischen 44 bei uns lebenden türkischen Kurden zusehends knapper. Die Unterkunft im Pfarrhaus Kempten soll für den nächsten Pfarreinsatz renoviert werden. Die Untergebrachten finden in einer gemeindeeigenen Liegenschaft in Oberwetzikon ein Zuhause. Manche leben in einem bis anhin leerstehenden Haus an der Tösstalstrasse. Neue Unterkünfte müssen her. Container-Unterkünfte dienen diesem Zweck, stossen jedoch in der Bevölkerung auf Widerstand. Die Ausgaben muss die Gemeinde nur bevorschussen.[4]

1991 Im März ist die Zahl der Geflüchteten in Wetzikon auf 125 angestiegen. Aufgrund unliebsamer Vorkommnisse in von Asylbewerbern bewohnten Wohnungen breitet sich Unmut in der Bevölkerung aus. Als Asylbetreuer stehen Theodor J. Baumann und Anna Guler im Amt.[5][6]

1992 Die SVP führt eine Informationsveranstaltung durch zum Thema: Der Vollzug des Asylgesetzes – Die Probleme auf der Stufe Gemeinde.[7]

Rassistische Töne werden lauter, eine fremdenfeindliche Petition aus dem Kemptner Quartier lehnt der Gemeinderat ab. Der Kemptner Quartierverein wehrt sich erfolgreich gegen die Erstellung von Containern an der Spital-/Kindergartenstrasse.[8]

1996 Im Balkan brodelt es. Menschen aus Bosnien müssen ihre Heimat verlassen und in sichere Gebiete fliehen. Tausende erreichen die Schweiz und können vorübergehend bleiben.

1998 120 Asylsuchende leben jetzt in Wetzikon. Gemäss kantonalem Verteilschlüssel sind im Jahresschnitt 127 Asylsuchende zu beherbergen. Die gemeindeeigene Asylkoordination leistet gute Dienste. Durch die Kriegsereignisse im Balkan wurden bis vor kurzem bosnische und nun albanische Flüchtende aus dem Kosovo betreut.[9]

1999 Im Juni leben gegen 210 Asylbewerberinnen und Asylbewerber in Wetzikon – 1,2 % der Wohnbevölkerung. Es sind vorwiegend Familien. Diese Menschen stammen überwiegend aus dem Kosovo und Bosnien. Jeweils grössere Gruppen setzen sich aus irakischen Kurden sowie Asylsuchenden aus Angola und dem Kongo zusammen.[10]

Stand 31. August 1999: 245 Asylsuchende aus 19 Nationen sind in Wetzikon untergebracht.[11]

Unterkünfte in Wetzikon – 1999

  • Ankengasse 7/11 (2 Wohnungen) – 9 Personen
  • Bahnhofstrasse 33 (Wohnung) – 2 Personen
  • Bahnhofstrasse 61 (Wohnung) – 14 Personen
  • Bühlstrasse 20 (Haus) – 13 Personen
  • Farbstrasse 4 (Haus) – 11 Personen
  • Florastrasse 8 (Haus) – 9 Personen
  • Kreuzackerstrasse (3 Wohnungen) – 14 Personen
  • Mühle (Container) – 11 Personen
  • Pfäffikerstrasse 43 (Haus) – 7 Personen
  • Poststrasse 14 (Haus) – 7 Personen
  • Schulhausstrasse 9 (Gastarbeiterstudios) – 11 Personen
  • Spitalstrasse 93 (Haus) – 11 Personen
  • Stationsstrasse 36 (2 Wohnungen) – 13 Personen
  • Strandbadstrasse 11 (Studio) – 1 Person
  • Strandbadstrasse 13 (Container) – 18 Personen
  • Talstrasse 1 (Haus) – 10 Personen
  • Tobelackerstrasse 4 (Haus) – 16 Personen
  • Tösstalstrasse 74 (Haus) – 9 Personen
  • Usterstrasse 131 (Haus) – 10 Personen
  • Usterstrasse 140 (2 Wohnungen) – 14 Personen
  • Weiherstrasse 2 (Wohnung) – 6 Personen[11]
  • Die Unterkunft Poststrasse 14 wird aufgegeben, es hat genügend und günstigen Wohnraum.[12]

2000 bis heute

2003 Wetzikon pflegt eine Zusammenarbeit mit Seegräben. Die beiden Orte beherbergen derzeit 158 Asylsuchende, das entspricht praktisch dem vollen Kontingent. Untergebracht sind die Menschen in sieben Häusern, unter anderem im ehemaligen Polizeiposten an der Zürcherstrasse 11.[13]

2011 Die Stadt Wetzikon gibt das Asylwesen an die Asylorganisation Zürich (AOZ) ab. Der Grund dafür sind Personalprobleme.[14]

2013 Wetzikon hat den Anschlussvertrag für die Unterbringung und Betreuung von Asylsuchenden mit Seegräben gekündigt.[15]

2015 Basierend auf der Bevölkerungszahl liegt das Aufnahmekontingent bei 119 Personen. Aktuell sind wegen des fehlenden Wohnraums nur 105 Personen in Wetzikon untergebracht. Deshalb möchte der Stadtrat die Liegenschaft ehem. Restaurant Traube an der Hinwilerstrasse 183 kaufen. Dafür beantragt er beim Parlament einen Kredit von 544'000 Franken. Die Bevölkerung von Ettenhausen wird am 28. Oktober vor Ort informiert.[16]

Siehe auch

Literatur

Heimatspiegel

  • Heimatspiegel Nr. 1/1992 – „Tashi deleg“ – guten Tag. Tibeter im Oberland.
  • Heimatspiegel Nr. 1/1972 – Die Polenwetziker einst und jetzt

Bestand Archiv Ortsgeschichte Wetzikon

TitelTypAutor(in)JahrVerlagDK-ZifferZugang
Politische und soziale Plakate der SchweizBuch gedrucktWilly Rotzler
Karl Wobmann
1985ABC Verlag Zürich659frei zugänglich

Unterlagen im Archiv Ortsgeschichte Wetzikon

Inhalt Schachtel 1 – Asylwesen

  • Heft 1 mit Zeitungsausschnitten – 1988 bis Januar 2020
  • Fotos von Unterkünften, 1990er Jahre
  • Heimatspiegel Nr. 1/1992 – „Tashi deleg“ – guten Tag. Tibeter im Oberland.
  • Volksinitiative 1995 – Für eine Regelung der Zuwanderung
  • 100 Jahre Frauenverein Wetzikon 1867 bis 1967 – Jubiläumsbericht
  • Situationsberichte Asylkoordination, Gemeinde Wetzikon
  • Broschüre Wetziker Themenwoche Rassismus und Diskriminierung, 30. Oktober bis 4. November 2023

Einzelnachweise

  1. Bericht im Freisinnigen vom 25. Januar 1941
  2. ZO 10. November 1988
  3. ZO 8. Dezember 1989
  4. Tages-Anzeiger 14. November 1989
  5. ZO 23. März 1991
  6. ZO 12. Dezember 1991
  7. ZO 30. Mai 1992
  8. Regionalzeitung 9. Juli 1992
  9. Z'Wetzike, aktuelle Information des Gemeinderates Wetzikon, 8. September 1998
  10. ZO 15. Juni 1999
  11. 11,0 11,1 Situationsbericht Asylkoordination 2/99 – (März bis August 1999)
  12. Situationsbericht Asylkoordination 3/99
  13. ZO 29. April 2003
  14. regio 5. Mai 2011
  15. ZO 18. Februar 2013
  16. Medienmitteilung Stadt Wetzikon, 12. Oktober 2015
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