Wolfensberger
Der Familienname "Wolfensberger" ist im Zürcher Oberland weit verbreitet, in Wetzikon gehen die Aufzeichnungen über die Familie bis ins 15. Jahrhundert zurück. Der folgende Text ist eine Abschrift aus dem "Deutsch-Schweizerisches Geschlechterbuch, Band 4" (bzw. "Deutsches Geschlechterbuch Band 65"), herausgegeben von Dr. jur. Bernhard Koerner, Oberregierungsrat, bearbeitet in Gemeinschaft mit Fritz Amberger. Dieses Buch erschien 1929 und ist im Ortsarchiv vorhanden.
Aus Wolfensberg im Kanton Zürich
Das zahlreich verbreitete Geschlecht Wolfensberger hat seinen Namen von den in den Gemeinden Bäretswil und Bauma gelegenen Höfen Wolfensberg erhalten. Die alte Form ist Wolfesberg, Berg des Wolf oder Wolfwinesberc, Berg des Wolfwin oder Wolfin. Die ursprüngliche Schreibweise "Wolfensberger" nahm in der Folgezeit die verschiedensten Formen an, so häufig Wolfensperger, Wolfelsberger, Wolfelsperger, Wolfersperger, Wolfisberger, Wolfsberger. Heute schreiben sich die meisten der aus Wetzikon stammenden Sippenangehörigen "Wolfensperger", während bei den übrigen "Wolfensberger" üblich ist.
Nicht weit von Alt-Landenberg auf einem steilen Hügel beim Hofe Ober-Wolfensberg soll die Burg Wolfensberg gestanden haben, eine Wohnung der Edelknechte desselbigen Namens. Ritter Baldebert von Wolfensberg, von 1233 bis 1259 urkundlich nachweisbar (1233 Bürger zu Rapperswil, 1256 und 1257 Ritter, 1259 Lehensträger der Abtei St. Gallen, 1260 tot), war Rapperswiler Burgmann auf Greifenberg, einer Besitzung der Grafen von Rapperswil, die letztere als Lehen von St. Gallen trugen. Dieser und wohl noch andere seines Geschlechtes begabten das Kloster Rüti, wo ihr Wappen sich befand und sie begraben liegen.
Ein anderer Burghügel bei den Häusern im Bad, westlich von Ober- und Unter-Wolfensberg, Gemeinde Bauma, heisst jetzt noch "im Burgsäss".
Am 16. 11. 1315 wurde Hermann von Wolfensberg in Herzog Leopold von Österreich Diensten in der Schlacht am Morgarten gegen die Schweizer erschlagen[1].
1316 war Dorothea von Wolfensberg mit Walter von Schalten (Schalchen) vermählt. Die Edlen von Schalten waren Dienstleute der Grafen von Kiburg. Sie begabten das Kloster Rüti und etliche liegen ebenda begraben.
1392 verlieh der Edle von Hinwil seinen Hof zu Ober-Wolfisberg den Knaben von Wolfisberg als Erblehen um 2 Pfund jährlichen Zins, von 1393 bis und mit 1394 um 2 Pfund 5 Schilling und von da an jährlich um 2 Mütt 1 Walter.
Von 1432 bis 1438 war der Hof Wolfensberg vom Kloster Rüti an Konrad Senn verpachtet.
1434 war Hans von Wolfensberg (zu Wolfensberg ?) einer der Zeugen in einem Zehntenstreit zwischen Oswald Kündig von Wallenwil und Bosshard von Hörnen, Gemeinde Bauma.
Mit 1439 scheint der Hof Wolfensberg vom Kloster Rüti abgelöst worden zu sein, da von diesem Jahre an in den dortigen Zinsbüchern keine Zinseinträge mehr enthalten sind. Wenige Jahre später brach der "Alte Zürich-Krieg" aus. Da ist es sehr wohl verständlich, dass sich die Landbevölkerung durch die Erwerbung des Bürgerrechtes der Stadt Zürich zu schirmen und zu schützen suchte. Unter den damaligen Bürgeraufnahmen befindet sich auch diejenige von "Hanns Wolffensperger, der Weber, uff Mitwochen nach unsers Herrn Fronlichnamstag (22.6.) 1446".
Um diese Zeit verlieren sich die Spuren der einstigen Rapperswiler Dienstleute "von Wolfensberg" mehr und mehr. Dafür begegnen wir von da an häufig dem Sippennahmen Wolfensberger.
1463 steuerte Uli vom Wolfnsperg zu Wallenwil (Wallenbach ?) 1 Pfund, im gleichen Jahr Hans Wolffnsperg zu Ettenhausen 18 Schilling.
1467 hatte Hermann von Wolffensberg zu Wolfensberg mit seinem Weib 7 Schilling Gutsteuer und 10 Schilling Leibsteuer zu bezahlen, ihre Jungfrau Verena 5 Schilling Leibsteuer. Auch zu Ettenhausen, Wetzikon, waren zu diesem Jahre schon etliche Wolfensberger ansässig: Friedrich Wolfensberger und sein Weib zu Ettenhausen, "gend" 10 Schilling Grundsteuer[2]. Uli Wolfensberger und sein Weib, zu Ettenhausen gend 7 Schilling Gutsteuer. Uli Wolfensberger und sein Weib, zu Ettenhausen, gend 7 Schilling Gutsteuer.
Vielleicht ein Nachkomme des oben genannten Baldebert von Wolfensberg, 1233 Bürger zu Rapperswil, ist der um 1500 im Rapperswiler Jahrzeitbuch als Hausbesitzer in der heutigen Herrengasse zu Rapperswil vorkommende Ruodi Wolffisberg.
Wegen Ausbruch des Altar- und Almosenstreits 11.10.1527 zu Wetzikon musste Kueni Wolfensberger von Ettenhausen im Zeugenverhör Dienstag nach Simon und Judä (29.10.) 1527 seine Zeugenaussage abgeben.
Bei Errichtung der Pfarrpfrund Wetzikon 1533 amtete Klaus Wolfensberger von Ettenhausen als Kirchenpfleger von Wetzikon und Kueni Wolfensberger von Ettenhausen als einer der fünf Wachtgenossen in der Pfarrei Wetzikon.
Von den zum Jahre 1467 als Steuerzahler genannten Wolfensberger war Fridli (Friedrich) 1533 nicht mehr am Leben. Nach dem Urbar der Kirche Wetzikon hatten letzterer als ihr Lehensträger ab 1533 Zins und Lehen zu entrichten: ein gleichnamiger Sohn Fridli Wolfensperg von Ettenhausen, Kueni Wolfensperg von Ettenhausen, zweifellos der als Kirchenpfleger von Wetzikon oben erwähnte, Ruedi Wolfensperg, Klaus Wolfensperg, der Kirchenpfleger, Bernhart Wolfensperger und Jakob Wolfensperger, der Schuhmacher von Ettenhausen. Der damalige Kirchenpfleger von Wetzikon hatte die Kirchengüter zum grossen Teil von Wolfensberger belehnen lassen. Die Beschreibung der Kirchengüter 1533 nennt ausser den bereits erwähnten u.a. als Anstösser von Kueni und Jakob Wolfensberger Güter Bernhart Wolfensberger. Letzterer kommt auch zusammen mit Klaus Wolfensberger als Lehenträger von Kirchgütern vor, sodass diese beiden sehr wahrscheinlich Brüder waren.
Nach der Gründung der Schule zu Wetzikon 1540 erwählte der Stillstand dieser Kirchgemeinde auf Wunsch des Pfarrers zum ersten Schulmeister von Wetzikon Klaus Wolfensberger, von Ettenhausen, 1571 Kirchenpfleger und früher Kilchmeyer, geb. Ettenhausen 23.1.1587.
Nach dem Bürgerregister Rapperswil wurde Dienstag nach Martini (13.11.) 1554 ein gleichnamiger Klaus Wolfensberger aus der Grafschaft Kiburg als Bürger zu Rapperswil aufgenommen, ebenso 26.4.1605 ein Hanns Wolffensperger, unbekanter Herkunft, um 100 Gulden.
Seit 1564 sind Wolfensperger auch zu Uhwiesen und Feuerthalen nachweisbar, da zu Uhwiesen 22. 5. 1564 Ludwig Wolfensperger als Sohn des Esajas Wolfensperger von Feuerthalen getauft wurde.
1565 wurde Johannes Wolfensperger, von Pfäffikon im Kanton Zürich, als Pfarrer ordiniert und im gleichen Jahr nach Albisrieden bei Zürich gewählt. Er kam 1566 nach Altstätten im Rheinthal, wo er 1568 an der Pest starb.
27. 3. 1566 wurde zu Laufen am Rheinfall die Ehe von Johannes Wolfensperger aus Altorf (Fehraltorf) mit Elsbeth Wyser aus Feuerthalen vollzogen.
26. 6. 1570 wurde Diethelm Wolfensperger, der Schuhmacher von Pfäffikon in der Grafschaft Kiburg um 10 Gulden Rheinisch zum Bürger von Zürich aufgenommen.
Das Verzeichnis der Kilchmeyer, Kirchenpfleger, Kirchengutsverwalter von Wetzikon nennt folgende Wolfensberger, die dieses Amt bekleideten:
- 1533 Klaus Wolfensberger, zu Ettenhausen
- 1540 Bernhart Wolfesberger, zu Ettenhausen
- 1556, 1557 und 1560 Bernhart Wolfensberger, zu Ettenhausen
- 1572 Klaus Wolfensberger, Schulmeister, zu Ettenhausen
- 1615 Hans Wolfensberger, genannt Bannwart, zu Ettenhausen
- 1630 Klinuli Wolfensberger, zu Ettenhausen
- 1635 Kurzhans Wolfensberger, zu Ettenhausen
- 1775 Weibel Dietegen Wolfensberger, zu Kempten
In neuerer Zeit finden wir etliche in höheren Ämtern und Ehrenstellen, wie Kantonsrat, Gemeindepräsident, Stadtammann, Betreibungsbeamten usw., auch im Ausland als Schweizer Konsul.
Das Gebiet des Zürcher Oberlandes, in welchem die Wolfensberger ihren Wohnsitz gewählt haben, eignet sich besonders für die Nutzung und Bearbeitung des Bodens. Demgemäss wandten sie sich zum grossen Teil dem Beruf des Landwirtes zu. Handel, Gewerbe und Industrie als das Vorrecht der Städter fand bei der Landbevölkerung erst spät Eingang. Doch betätigte sich eine Reihe Wolfensberger in Wissenschaft und Kunst.
Auch im Elsass lassen sich zahlreiche Wolfensberger schweizerischer Abstammung seit drei Jahrhunderten nachweisen. Nach den verdankenswerten Mitteilungen des Herrn P. Paul Wolfensberger O.F.M. (Ordinis Fratum Minorum), 1919-1925 Procinzial der elsass-lothringischen Franziskaner, zurzeit Rektor des Kollegium Antonianum zu Metz, geht diese weitverzweigte Sippe auf zwei Stammväter katholischen Bekenntnisses, Matthias und Burkhardt Wolfensberger zurück, die nach dem Dreissigjährigen Krieg aus der Schweiz auswanderten, um sich 1650 (vielleicht schon 1649) zu Berrweiler-Weckenthal, zwischen Wattweiler und Sennheim, im Ober-Elsass anzusiedeln. Matthias vermählte sich ebd. 22. 11. 1650 mit Ursula Müller. Im Sterberegister der Pfarrei Berrweiler wird er ausdrücklich als "Helvetus" (Schweizer) gekennzeichnet. Burkhardt verehelichte sich vorab im Kreis Gebweiler und Thann, namentlich zu Sulz, Gebweiler, Hatstatt, Orschweier, Ober-Aspach (seit 1860), Michelbach (seit 1895), seit 1875 auch zu Epinal (Dep. Bosges).
Nach dem Taufbuch Wetzikon wohnte ein Burkhardt Wolfensberger von 1594 bis 1607 zu Haarlachen, Gemeinde Wetzikon. Seine Nachkommen verschwinden bald und sind vermutlich ausgewandert. Auch der Name Matthias (Mathyns, Thys) ist in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunders bei den Wolfensberger zu Ettenhausen, Gemeinde Wetzikon, anzutreffen, doch kann keiner derselben am 22. 11. 1650 sich im Elsass verheiratet haben. Es ist nicht ausgeschlossen, dass bei den zahlreichen Auswanderungen zur Zeit des Dreissigjährigen Krieges jener Elsässer Matthias ein Nachkomme der Wolfensberger aus dem Zürcher Oberland sein kann.
Von den vielen bei Einführung der Pfarrbücher im Kanton Zürich ansässigen Familien Wolfensberger kommen für die vorliegende Arbeit vornehmlich die von dem Stammsitz Wolfensberg, den Gemeinden Bäretswil, Bauma, Hinwil, Wetzikon-Ettenhausen und Stäfa ausgehenden in Betracht, bei deren Weiterverfolgung auf einen gemeinsamen Stammvater "Hans von Wolfenberg" die Stammfolge noch ungeklärt ist.
Die nachstehenden Angaben über die Familie Wolfensberger stützen sich auf die Bevölkerungs- Verzeichnisse von Bäretswil, Bauma, Hinwil, Wetzikon, Gossau und Stäfa im Staatsarchiv Zürich, auf die Familienregister und Pfarrbücher derselben Gemeinden. Als weitere Quelllen neben zahlreichen Urkunden und Akten im Staatsarchiv Zürich dienten: Studer, Geschichte der Kirchgemeinde Bäretswil; Näf, Geschichte der Kirchgemeinde Hinweil; Meier, Geschichte der Gemeinde Wetzikon und schliesslich Gustav und Friedrich Hegi, Tösstal und Tösstalbahn.